Herbstlich ist es geworden hierzulande. Die Temperaturen erinnern eher an November als an Sommer, es regnet so viel, wie es das in den letzten Jahren zusammen nicht getan hat. Statt zur Badehose greift man lieber zum Rollkragenpullover, statt auf Eis hat man eher Lust auf Glühwein. Und das im August! Gerade jetzt, wo man nur noch darauf wartet, dass die Blätter an den Bäumen bunt werden und herabfallen, erleben die Schachspieler hierzulande ein regelrechtes Frühlingserwachen nach einem langen Corona-Tiefschlaf. In manchen Gegenden ist es zunächst nur ein vorsichtiges Blinzeln, andernorts dreht man sich sogar nochmal auf die andere Seite und widmet sich weiter den verschiedensten Online-Turnieren, aber in Sachsen geht es schon wieder an die richtigen Bretter. Besonders aktiv ist man dabei im Erzgebirge, wo gleich mal ein komplett neues Turnier aus der Taufe gehoben wurde! Dank des großartigen Engagements des Lengefelder Sektionsleiters Franko Haugk und mit tatkräftiger Unterstützung der Erzgebirgssparkasse konnte vom 27. bis 29.8.2021 in Lengefeld die erste Erzgebirgskreismeisterschaft stattfinden.
Und das Turnier wurde angenommen. Insgesamt 16 Teilnehmer aus 8 verschiedenen erzgebirgischen Vereinen kamen zusammen, um sich endlich wieder direkt am Brett miteinander zu messen. Dabei zeigte sich einmal mehr, dass Schach ein Sport ist, den man generationenübergreifend betreiben kann. Der jüngste Teilnehmer war gerade einmal 8 Jahre alt, der älteste 76. Und gerade der Junior im Feld, Erik Dotschuweit vom ESV Nickelhütte Aue, der kürzlich erst Sachsenmeister der U8 mit 100 % Punkteausbeute und sagenhaften 2 Punkten Vorsprung vor den Platzierten wurde, sorgte für Furore! Gestartet als Letzter der Setzliste musste er in den 5 Runden nur eine Niederlage hinnehmen und landete am Ende auf einem hervorragenden 4. Platz. Damit sicherte er sich ganz nebenbei auch das Preisgeld für den besten Spieler unter 22 Jahren! Eine wirklich starke Leistung! Jetzt sind natürlich alle gespannt, wie er sich beim nächsten Mal schlagen wird, und ob dann überhaupt noch jemand eine Chance gegen ihn haben wird.
Dass viele Spieler nach der langen Corona-Pause noch etwas unsicher im Umgang mit den Männeln war, konnte man während des gesamten Turnierverlaufes sehen. Bereits in der ersten Runde gab es faustdicke Überraschungen, als gestandene Landes- und Bezirksligaspieler Punkte gegen vermeintlich leichte Gegner abgeben mussten. Und auch in den weiteren Partien waren die Favoriten nicht vor Stolpersteinen sicher. Am Ende der 5 Runden kam Felix Bräuer von der SG Blumenau als Erster durchs Ziel, doch auch er hatte zu diesem Zeitpunkt schon keine weiße Weste mehr. Sein Vereinskamerad Peter Hengst hatte ihm einen halben Punkt abknöpfen können. Trotzdem war sein Turniersieg mehr als verdient, und er darf sich nun zu Recht Erzgebirgskreismeister nennen. Platz zwei ging an Ralph Bennewitz vom gastgebenden SV Lengefeld, Dritter wurde Dirk Kristen vom SV Erzgebirge Stollberg. Darüber hinaus gab es noch weitere Preise, unter anderem für den besten Senior und für die besten Spieler unter 22 Jahren. An dieser Stelle deshalb noch einmal ein Dank an die Erzgebirgssparkasse, für ihre freundliche Unterstützung.
Insgesamt waren alle Spieler voll des Lobes für das Turnier, viele wollen im nächsten Jahr wieder dabei sein. Auch Gastgeber und Organisator Franko Haugk war sichtlich zufrieden. Zwar klingt ein Teilnehmerfeld von 16 Spielern nicht gerade viel, aber für eine erste Auflage ist das gar nicht schlecht. Und sicher werden im nächsten Jahr ein paar mehr Aktive dabei sein. Auf jeden Fall konnte gezeigt werden, dass das Schachspiel im Erzgebirge lebt und dass hier eine Schachgemeinschaft besteht, die sich selbst von Widrigkeiten wie einem miesen kleinen Virus nicht unterkriegen lässt.