Familienschach
Zum Abschluss der 1. Annaberger Schachtage fand am Sonntag, dem 23.08.09 im Musikzimmer des „Erzhammers“ das erste Familien-Schachturnier im Erzgebirge statt. Am Start waren 14 Mannschaften aus dem Erzgebirgskreis.
Vorbild für diese Art Mannschaftssport ist hier das sogenannte Dresdener Modell, nachdem auch z.B. die diesjährigen Deutschen Familienschachmeisterschaften in Dortmund durchgeführt wurden. Spiel und Spaß stehen bei diesem Schnellschach absolut im Vordergrund. Darum war es auch nicht verwunderlich, dass vor allem die Kinder einen Riesenspaß hatten. Und das Schöne an diesem Familienturnier sind die besondere Wertung mit „Vorgabepunkten“ (d.h. je nach Alter und Leistungsstärke gibt es sozusagen einen „Bonus“ an Punkten), wo nicht zwingend der absolute Topspieler automatisch am Ende Sieger ist! So auch in diesem Fall!
Dankenswerterweise „opferte“ sich Großmeister Lanka als alleinige Familie (also Simultan) diesen Spaß mitzumachen, um die Stärksten zu fordern und einen gelungenen Ausklang dieser 3 Tage mit zu gestalten. So war noch Zeit für das eine oder andere Signum oder gemeinsame Foto…
Er gewann auch souverän alle 10 Partien (10,0P.), aber hätte von vornherein keine Chance gehabt, unter die besten Drei zu kommen… (er hätte ohnehin auf eine Wertung verzichtet …)
Ja, also: Aufgrund der Vorgabepunkteregel siegten hier doch etwas überraschend die laut Starterliste „Schwächsten“!!!- nämlich zwei Brüder: Rouven und Arvid Schubert mit 11 Punkten aus Annaberg- Buchholz vor den beiden Jugendspielern Marlene Everling und Sebastian Lämmel (Annaberg-B./ Cranzahl) sowie Heike und Henri Haustein (Mutti und Sohn) aus Annaberg-B. mit jeweils 10,5 P. Herzlichen Glückwunsch!!
Der komplette Endstand:
1. Schubert, Rouven / Schubert, Arvid | 11,0 P. | Annaberg-B. / Geschwister |
2. Everling, Marlene / Lämmel, Sebastian | 10,5 P. | Annaberg-B./ Cranzahl |
3. Haustein, Heike / Haustein, Henri | 10,5 P. | Annaberg-B. / Mutter-Sohn |
Zigurds Lanka [Großmeister] | 10,0 P. | Riga / Lettland |
4. Löser, Cynthia / Löser, Kay | 10,0 P. | Auerbach/Erzg. / Tochter-Vater |
5. Peil, Christoph / Peil, Celine | 9,5 P. | Ehrenfriedersdorf / Geschwister |
6. Berndt, Georg / Berndt, Volker | 9,5 P. | Annaberg-B. / Sohn-Vater |
7. Ullmann, Stefan / Fuchs, Florian | 8,5 P. | Scheibenberg/ Hilmersdorf |
8. Pfau, Willy / Pfau, Enrico | 8,5 P. | Gornsdorf / Sohn-Vater |
9. Burkhardt, Clemens / Burkhardt, Gerald | 8,5 P. | Annaberg- B. / Opa-Enkel |
10. Schubert, Alrik / Schubert, Michael | 8,5 P. | Annaberg- B. / Sohn-Vater |
11. Apel, Bernd / Berthold, Frank | 7,5 P. | Annaberg- Buchholz |
12. Voigt, Hilmar / Voigt (Mutti) | 7,5 P. | Annaberg- B. / Sohn-Mutti |
13. Pöschl, Tim / Pöschl, Mirko | 7,5 P. | Annaberg-B. /Sohn-Vater |
Der Großmeister selbst bedankte sich auf’s Herzlichste bei allen Beteiligten und sagte, er habe noch nie so einen herzlichen Aufenthalt erlebt und selbst soviel Spaß beim Training gehabt. Er freut sich schon jetzt auf das nächste Mal in Annaberg- Buchholz, da ihm ganz besonders die wunderschöne Annenkirche, das Simultanturnier im wunderschönen Ratssaal des Annaberger Rathauses, das lockere („Bier“-) training an den beiden Abenden im „Club Am Ring“ sowie die idealen Bedingungen im „Erzhammer“ immer in Erinnerung bleiben werden.
Ein ganz dickes „Dankeschön!“ an dieser Stelle an das Haus des Gastes „Erzhammer“- das extra für diese Schachtage Personal zur Verfügung stellte, um eine reibungslose Durchführung der Trainingseinheiten mit dem Großmeister sowie dieses schöne Turnier zu gewährleisten!
Simultanveranstaltung
Dank des großzügigen Entgegenkommens der Stadt Annaberg-Buchholz fand das prestigeträchtige Simultan-Schach-Turnier mit dem lettischen Großmeister, internationalen Trainer und lettischen Nationalspielers Zigurds Lanka im repräsentativen Ratssal der Großen Kreisstadt einen würdigen Rahmen.
30 Gegner gleichzeitig wollten es ursprünglich mit dem Großmeister aufnehmen. Allerdings zog es der eine oder andere dann doch lieber vor, als Zuschauer denn Aktiver zu agieren… so war es für den Simultanspieler doch ein wenig leichter…, denn: er konnte seine Runden schneller gehen und mußte sich weniger Stellungen merken!
Am Ende hieß es: 19,5 : 3,5 Punkte [18Siege – 3Remis – 2Niederlagen] für den Großmeister!
Aber Herr Lanka ist nicht nur ein großer Schachmeister, sondern er bewies auch menschliche Größe! In der einen oder anderen Partie sagte er z.B.: „ Bitte nehmen Sie diesen Zug zurück, der ist nicht sehr gut…! Überlegen Sie noch einmal und machen einen anderen Zug…- bis ich wieder komme!“. Also das ist wirklich NICHT üblich! Zeigt aber, dass er sich sehr wohl fühlte…! Und auch als die 6-jährige sehr talentierte Sandra Wilhelm ein Remisangebot des Großmeisters ausschlug (!!!) zeigte er Humor und sagte: „Ja, Du spielst wirklich sehr gut!“. Wenige Züge später willigte sie dann doch ins Remis ein!
Zum Turnier:
Nach 1h mußten die ersten die Waffen Strecken! Ob mit einem gekonnten Damenopfer oder nach einem festen „König im Würgegriff“… die Klasse eines GM ließ er ordentlich aufblitzen. Aber es wurde tapfer gekämpft! Und nicht jeder wollte nur ein Remis „schieben“!! Und selbst ein Vertreter der Stadt, Herr Holger Trautmann nahm die Herausforderung an und stellte sich dem routinierten Nationalspieler. Offensichtlich verlieh ihm die zwischenzeitliche Präsenz der Oberbürgermeisterin, Frau Barbara Klepsch, zusätzliche Kräfte, denn immerhin stellte er Herrn Lanka auf Matt! Allerdings der Großmeister wäre nicht Großmeister, wenn SEIN Plan nicht genau einen Zug früher aufginge!!! Aber er mußte sich ordentlich strecken. Gegen die jungen hungrigen Talente mußte er lange auf Augenhöhe seine Runden drehen und hätte auch mehr Punkte abgeben können! Gegen Mario Kunstmann z.B. lag der GM materiell zurück, als er von der plötzlichen Aufgabe seines Gegners überrascht wurde, weil dieser „…den Tod seines Königs irgendwie vor Augen hatte“… Oder gegen Florian Fuchs (BSV Eh‘-dorf) rettete den Großmeister ein ewiges Schach das Remis. Er knetete und knechtete seine Gegnerschaft Runde um Runde. Aber auch Großmeister sind keine Maschinen und somit nicht unfehlbar! Und nach 5 Siegen und 1 Remis kam sie dann auch, die erste Niederlage! Mario Haustein schlug zu. In einer „Partie für die Galerie“- wie der Meister sagte, lehnte der GM erst selbst Remis ab und machte wenige Züge später eine kleine Ungenauigkeit, die der aktuelle Kreismeister sofort bestrafte. Dann kam auch noch ein wenig „Pech“ dazu, als Herr Lanka in überlegener Stellung einzügig gegen Michael Schubert seine Dame einstellte und sofort dem überraschten Annaberger die Hand zur Aufgabe reichte. Aber es ging weiter im „Würgegriff“ des GM! Starke Gegner wie Christoph Peil (ESV Nickelhütte Aue) oder Stefan Ullmann und Sebstian Lämmel (SV Cranzahl 1962) mußten sich letzten Endes doch dem Großmeister beugen, lediglich Detlef Gedigk (BSV Eh‘-dorf) gelang noch ein Remis.
Und auch wenn sich noch manch starken Spieler ans Brett gesetzt hätte, eine Niederlage mehr oder weniger …- es war einfach nur eine wunderbar lockere Athmosphäre, ein fantastischer heller Raum, wunderschön dekoriert und mit der großen aktuellen Anzeigetafel auch im würdigen Rahmen eingetaucht. So bleibt nur zu wünschen, dass es bei einer Neuauflage der Annaberger Schachtage auch hier eine Wiederholung in dieser „Heiligen Halle“ geben möge.
Schachtraining für Nachwuchsspieler/innen
Im Musikzimmer des Erzhammers war für die Nachwuchsspieler richtiges ernstes Training angesagt! Wer was lernen will muß früh aufstehen! Denn nur der frühe Vogel fängt den Wurm! Das sagt ein altes Sprichwort und tatsächlich war dieses Training wahrlich intensiv und gleichzeitig äußerst anschaulich und spannend…! Begriffe wie „kleine Badewanne“ und „Springer baden in Badewanne“ faszinierten nicht nur den Schachnachwuchs! Der Großmeister als Schachtrainer, der eigene Strategien bis zu eigenen wirklich großartigen Neuerungen (die mittlerweile die Weltspitze übernommen hat!) entwickelt hat, hielt mit nichts hinterm Berg … Und alles hatte erwartungsgemäß Hand und Fuß! „Die Harmonie der Figuren gepaart mit Logik – das ist die wahre Schachkunst!“ so Zigurds Lanka über seine Philosophie, die er europaweit seinen Topspielern wie einem Christoph Peil beibringt. Und: „Du mußt alles bringen zu Papier, sonst ist wieder weg…!“
Und viele unterschieden nicht zwischen dem Training für die ganz jungen Spieler (U8-U10) von 9:00 – 10:20Uhr, sondern blieben gleich die ganze Zeit über da und nahmen an Trainingseinheiten mit, was zu kriegen war. Das war besser wie jedes Trainingslager, weil einfach keine einzige Frage offen blieb und jeder, der einem Irrtum bislang aufsaß, im wahrsten Sinne des Wortes Schwarz auf Weiß den richtigen Weg gezeigt bekam….
Natürlich ist es auch für jeden Einzelnen jetzt verpflichtend, dieses Wissen auch anzuwenden. So manch einer konnte es kaum abwarten, und hat schon nach den ersten Einheiten am Samstag Abend im Internet getestet….
Da auch ein Toptrainer Pausen braucht, nahm sich der Vorsitzende des SC Annaberg 1865, Herr Ronald Wilhelm gemeinsam mit Jürgen Peil stets persönlich dem Wohlergehen von Zigurds Lanka an. Mit guter Küche plus einem kleinen „Erholungsspaziergang“ an einem ruhigen und entspannenden Plätzchen in der näheren Umgebung konnte wieder Kraft getankt werden und gleichzeitig einmal ein klein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert werden.
Für alle Teilnehmer waren es anstrengende aber unvergessliche 3 Tage. Und für nächstes Jahr muß eigentlich nur noch Platz im Terminkalender gefunden werden, so sonnenklar ist die Neuauflage. Und: ab sofort wissen alle Schachkiddis, was ein „Ersatzspieler“ oder ein „Stürmer“ auf dem Brett ist und werden so dem einen oder anderen Gegner einen Punkt mehr abknöpfen können, wenn sie das beherzigen, was Zigurds Lanka ihnen verraten hat!
Fotos: E. Wilhelm, V. Berndt